Kleider machen Häuser

Lange haben wir darüber gesprochen, was wir eigentlich anziehen wollen – wir und jene, die künftig mit uns im Schwendi arbeiten. Nicht als angeschriebene Personen mit Logo auf der Brust, sondern als Menschen, die stimmig wirken und sich selbst verkörpern. Kleidung ist ja mehr als Stoff – sie vermittelt Identität und schafft Atmosphäre zugleich.

Uns war klar: Wenn wir so viel in die Art investieren, wie Gäste betreut werden sollen, dann gehört auch die Kleidung dazu. Sie prägt, oft unbewusst, den ersten Eindruck und die Erinnerung. Also keine leichte Aufgabe – aber eine spannende.

Darum haben wir uns entschieden, jemanden beizuziehen, der versteht, wie Kleidung wirkt. Phillip Manger und sein Team war begeistert von unserer Anfrage. Sie verstehen es, Kleider sprechen zu lassen, ohne dass sie auffällig werden. Schon nach einem kurzen Gespräch war klar: Wir brauchen keine Uniformen, sondern Outfits, die den Charakter des Hauses aufnehmen und nicht von einem Logo bestimmt sind.

Gemeinsam mit Daniela verbrachten wir einen halben Tag bei Manger. Wir probierten, diskutierten, fühlten - ein guter Moment. Am Ende entstanden mehrere Outfits, in denen wir uns wohl fühlen. Stoffe, die sorgsam produziert sind, Materialien, die zum Haus passen, und Schnitte, in denen man sich gut bewegen kann. Denn im Schwendi darf man nicht nur schön aussehen, sondern muss auch anpacken. Phillip empfahl uns eine schlichte Leinenschürze – funktional, robust und doch ästhetisch - seine Ansprüche daran sind hoch, denn auch sie muss passen. Eine erste Version hat seine Kriterien nicht bestanden. Wir warten also noch darauf und haben die Zeit dafür.

Was nicht in der passenden Grösse da war, wollte er beschaffen. Und das tat er, wie versprochen. Vielleicht ist das das Geheimnis seines Geschäfts: Diese Mischung aus Stilbewusstsein und echter Dienstleistung. Ein Ort, an dem man sich Zeit nehmen darf – nicht nur wegen der Kleidung, sondern wegen der Aufmerksamkeit, mit der man empfangen und bedient wird.

Doch nicht nur wir, auch das Haus selbst braucht Kleider.

Während draussen noch gewirkt wird, beginnen wir drinnen mit den Vorhängen. Stoffe, die die Räume und Fenster rahmen, Licht filtern und Stimmung schaffen. Anni Habegger und Elisabeth Grossniklaus haben uns dabei ihre Unterstützung zugesagt. Unzählige Stunden haben sie in ihren Leben an ihren Berninas verbracht – und davon profitieren wir jetzt. In zwei Marathon-Nähtagen Anfangs Oktober kürzen wir gemeinsam die blickdichten Vorhänge für die Apartments. Es ist streng, aber auch beglückend. Freunde helfen mit, rechnen mit rauchenden Köpfen, lachen, bügeln, stecken Nadeln, schneiden Fäden - danke den beiden geschickten Näherinnen und unseren lieben Colellas!

Die Vorhänge für die Gaststube trauen wir uns nicht selber zu. Hier soll der Stoff leicht fallen, das Licht durchlassen – und die Höhe muss stimmen. Also fahren wir zu Falch in Meiringen. Ihr vielseitiges Sortiment beeindruckt uns, und schon nach kurzer Zeit liegen zwei Stoffmuster auf dem Tisch, die uns überzeugen. Innerhalb von 24 Stunden bringen wir die Auswahl zurück, und Gaby und ihr Team übernehmen. Familie Falch verspricht eine rasche Produktion - nun freuen wir uns ungeduldig auf diese Lieferung.

Ebenfalls räumen wir Möbel von der Garage in die Gaststube. Nach Monaten von Baustellenluft, Werkzeugkisten und Provisorien ist das ein fast symbolischer Moment: Die Räume bekommen ihr Gesicht. Tanja und Pepo packen mit uns an. Und gemeinsam hieven wir auch den ehemaligen Stammtisch aus Massivholz in die Mulde. Was fast episch tönt, ist für uns vor allem eins: Befreiung. Der Tisch ist klobig und nicht mehr schön. Er erfüllt seine letzte Mission: die komplett überfüllte Mulde von oben zu beschweren.

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Was Hotels brauchen, wollen wir nicht